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Jetzt war es endlich soweit! Um mir meinen Einstieg im Rennsport auch nicht allzu einfach zu machen, habe ich mir Spa-Francorchamps als Schauplatz meines allerersten Rennens ausgesucht. Die berühmt-berüchtigte “Eau Rouge” lässt Motorsport-Enthusiasten aus der ganzen Welt aufgeregt werden – ich war also nicht alleine mit meiner Vorfreude auf die “Ardennen-Achterbahn”!
Genauer gesagt, startete ich im DMV BMW 318ti Cup, einem sogenannten Markenpokal, bei dem nicht die vollen vier Stunden gefahren werden, sondern nach zwei Stunden mit der belgischen Flagge abgewunken wird. Auf den anderen Rennstrecken im Kalender ist es natürlich nicht die belgische Flagge. 😀
Die baugleichen Cup-Fahrzeuge versprechen nicht nur einen kostengünstigen Einstieg in den Motorsport, sondern vor allem ganz enge Fights mit vielen Überholmanövern. Es lag also ein spannendes und herausforderndes Wochenende vor mir! Schließlich war es etwas vollständig Neues, nicht mehr als Zuschauer vor Ort, sondern als Rennfahrer inmitten des Renngeschehens zu sein.
Einen Tag davor hatte ich die Möglichkeit, hinter dem Steuer eines Mitjet mit einem 2.0 Liter-Renault-Motor im Rahmen eines Track Days Platz zu nehmen. Das erste Mal mit dem 780 Kilogramm-leichten Boliden ohne jegliche Fahrhilfen durch die Eau Rouge zu fahren ist ein mega Gefühl – vor allem, wenn die Track Day Kollegen in Form eines Le Mans-Prototypen an einem vorbeischießen.
Spa-Francorchamps ist eine anspruchsvolle Rennstrecke und daher galt es, mich vorsichtig heranzutasten, die Rennstrecke aus der Cockpit-Sicht kennenzulernen, beim Test nichts zu riskieren.
Der Mitjet ist sowohl äußerlich als auch aus fahrerischer Sicht spektakulär und leider war die Test-Session viel zu schnell vorbei.
Ich freute mich sehr darauf, in der darauffolgenden Woche wieder Mitjet zu sitzen und über den Hockenheimring donnern zu dürfen.
Am Freitagmorgen war es dann endlich soweit. Alle Fahrer des DMV BMW 318ti Cup trafen sich in der Cup-eigenen Hospitality-Area, bevor es zum ersten Training auf die Rennstrecke ging.
Die 140 PS-starken Cup-Fahrzeuge haben zwar etwas weniger Leistung als der Mitjet, sind aber ebenfalls mit Semi-Slick-Reifen und einer FIA-homologierten Sicherheitszelle ausgestattet. Für das richtige Renn-Feeling beim Schalten sorgt im Cockpit der eingebaute Short-Shifter. Als seriennahe Fahrzeuge erfordern sie vor allem einen runden und sauberen Fahrstil und versprechen richtig viel Rennspaß, da bis zu elf baugleiche Fahrzeuge in der Cup-Klasse starten können.
Die Atmosphäre an so einem Rennwochenende ist einfach einmalig. Die Mechaniker bereiteten die Fahrzeuge vor und immer mehr Zuschauer liefen durch das Fahrerlager und freuten sich an den Rennfahrzeugen. Auch das Wetter spielte an diesem Wochenende mit – etwa 20 Grad und Sonnenschein – perfekte Bedingungen!
Als erster Programmpunkt wurden die Fahrzeuge an die Fahrerteams ausgelost und die Mechaniker den Fahrerteams zugeteilt. Ich zog das Fahrzeug mit der Nummer eins. Dahinter verborg sich der neu aufgebaut E36 318ti Compact im MSJ – Motorsportjugend im DMV-Design. Eines der schönsten Fahrzeugdesigns im 318ti Feld, wie ich finde!
Nachdem die Fahrzeuge für die Fahrerteams feststanden, konnte ich mich an die Arbeit machen und das Fahrzeug mit meinen Partnern HUCON Powertrain GmbH und DR!FT beschriften und das Cockpit mit Kameras sowie einem Race Navigator-Gerät ausstatten.
Der Race Navigator zeichnet sowohl Onboard-Aufnahmen als auch Telemetriedaten via GPS auf und zeigt dem Fahrer live die Differenz zu seiner bis dahin besten Runde an – ganz wie im Renn-Simulator!
Da mein Race Navigator-Modell nur an der Frontscheibe befestigt werden kann, muss er für das Qualifying und die technische Fahrzeugabnahme wieder entfernt werden. Kameras, Lap-Timer und Funk-System gehen aber allesamt in Ordnung.
Ein essentieller Bestandteil von jedem Rennwochenende ist nicht nur die technische Abnahme der Fahrzeuge, sondern auch die Abnahme der Rennbekleidung. Helm, HANS-System, Rennanzug, Handschuhe, Sturmhaube, Schuhe und feuerfeste Unterwäsche (inklusive Socken!) müssen den aktuellsten FIA-Normen entsprechen, ansonsten wird man von der Teilnahme am Rennen ausgeschlossen. Achtet also immer darauf, dass wenn ihr beispielsweise ein gebrauchtes HANS-System kauft, es immer der aktuellsten FIA-Norm entspricht.
Die Boxenampel für die Testfahrten zum Einschießen auf das Cup-Fahrzeug und die für mich ganz neue Rennstrecke stand um Punkt 09:00 Uhr auf grün. Allerdings durften immer nur zwei Fahrzeuge des DMV BMW 318ti Cup auf die Strecke, daher musste ich meine beiden halbstündigen Test-Session direkt am Stück fahren und simulierte damit meine volle Renndistanz.
Viele der DMV NES 500 und DMV BMW Challenge nutzten ebenfalls noch die Testmöglichkeit und es war nicht gerade wenig Verkehr auf der vergleichsweise langen Strecke. Nachdem ein anderer Fahrer bereits beim Anbremsen auf die schnelle Doppellinks mit dem Namen Pouhon von der Strecke abgekommen und in die Bande eingeschlagen ist, gabes kein Ersatzfahrzeug mehr und jeder weitere Crash würde gleichzeitig das Aus für das Rennen bedeuten. Dementsprechend achtete ich meiner Session auf meine Linie und versuchte vorsichtig meinen Rhythmus mit dem Cup-Fahrzeug zu finden.
Ich konnte meine Zeiten stetig steigern und so langsam stieg auch das Vertrauen in das Fahrzeug, zu den Top-Jungs fehlten mir allerdings noch einige Sekunden. Leider konnte ich die Session aufgrund einer Rotphase nicht in zu Ende fahren – daher galt es für das Qualifying am Nachmittag nochmal alles geben!
Mein Teamkollege Sven sah das ähnlich – er gab im Qualifying alles bis er den Motor zum Überhitzen brachte.
Da half leider auch der Fahrerwechsel nichts mehr. Der Motor verlor extrem viel Kühlflüssigkeit und ich wurde zurück in die Box geschoben, während die Mechaniker den Motor untersuchten.
Analyse: Sven hatte sich in der Eau Rouge für einen ganz kurzen Moment verschalten – das reichte, um den Motor heiß laufen zu lassen. Trotz der großen Menge an verlorener Kühlflüssigkeit versuchten mich die Mechaniker nochmal auf die Strecke zu schicken.
Ich kam nicht viel weiter als die dritte Kurve bis die Temperatur-Anzeige hellrot aufleuchtete. Um den Motor zu schonen, fuhr ich in langsam in die Boxengasse zurück . Damit lief das Qualifying nicht ganz so wie erhofft und auch der Rennstart mit unserer #518 war ungewiss – ein Déjà–vu mit meinem geplanten Rennen im KTM X-BOW GT4 auf dem Slovakiaring.
Am Samstag war dann Renntag! Guter Dinge machte ich mich auf den Weg zur Rennstrecke. Im Fahrerlager angekommen, erfuhr ich, dass unser Fahrzeug nicht repariert werden konnte und Sven damit nicht mit mir am Rennen teilnehmen kann. Da ich jedoch nichts für den Ausfall konnte, wurde ich neu zugeteilt und bildete mit Henry von Cerny Motorsport das Fahrerteam der #524.
Neues Spiel – neues Glück! Nachdem wir noch ein Gruppenbild geschossen haben, stimmte ich mit Henry bezüglich unserer Rennstrategie ab und beschriftete zum wiederholten Mal ein Fahrzeug diese Woche. Gut, dass ich ausreichend Aufkleber mitgenommen hatte. 🙂
Henry ist ein erfahrener Pilot, für den der maximale Fahrspaß im Vordergrund steht. Er wird den Rennstart von der fünften Position übernehmen und die erste Stunde fahren. Mein Ziel war es, möglichst die Position nach dem Fahrerwechsel zu halten, mich weiterhin stetig zu verbessern und das Auto sicher ins Ziel zu bringen.
Foto von Max Bermel.
Kurz vor Rennstart, trafen wir die letzten Vorbereitungen, bevor Henry in die Startaufstellung fährt. Dazu gehörte der Check der Reifenluftdrücke, die Funkverbindungen und die Einstellung des Lap-Timers.
Das Feld der DMV NES 500 umfasste mehr als 50 Fahrzeuge – von den 318ti Cup-Fahrzeugen über die BMW M235iRacing-Modelle bis hin zu den verschiedenen GT4-Boliden.
Beim Rennstart stand ich in der Boxengasse des oberen Fahrerlagers mit Blick auf die Startampel. Grünes Licht! Ich gab Henry über Funk „Grün, grün, grün!“ durch, da man im hinteren Teil des Felds die Ampel kaum erkennen konnte.
Foto von Max Bermel.
Henry lieferte sich ein Kopf-an-Kopf-Duell mit der #520, während es an der Spitze unter den Top 3 noch enger zuging. August MacBeth, Florian Bodin und Florian Sternkopf lagen seit Rennstart innerhalb einer Sekunde und tauschten ununterbrochen die Plätze – das ist richtiges Markenpokal-Racing, wie man es von früher kennt. Henry musste die #520 ziehen lassen und wir lagen kurz vor dem Fahrerwechsel auf der sechsten Position.
Foto von Max Bermel.
Malte signalisierte Henry über die Boxentafel mit „524 IN“ , dass er in seiner nächsten Runde zum Pflichtboxenstopp hereinkommen sollte. Ich zog meinen Helm auf, legte das HANS-System an und bereitete mich noch einmal gedanklich auf meine allerersten Rennkilometer vor. Die letzten vier Jahre habe ich für diesen Moment gearbeitet – jetzt kann ich es genießen!
Henry löste seinen Gurt und stieg aus dem Auto. Während er nachtankte, legte Malte meinen Gurt an. Der Gurt klemmte und war zu kurz. In Spa-Francorchamps hatten wir eine Pflichtboxenstopp-Zeit von 4:10 Minuten. Das war mehr als ausreichend Zeit, aber trotzdem durfte nichts schief gehen. Klick – jetzt passt es. Es dauerte einen Moment bis unsere #524 angesprungen ist, lief dann aber endlich und ich fahre mit knapp unter 60 km/h die Boxengasse entlang in Richtung Boxenausfahrt.
Auf der Rennstrecke ist deutlich weniger Verkehr, als in der ersten Rennstunde, denn die DMV BMW Challenge hatte bereits nach einer Stunde ihren Zieleinlauf. Durch mein fehlendes Qualifying hatte ich erst im Rennen wieder die Gelegenheit meine Rundenzeiten zu verbessern. Ich werde mit jeder Runde schneller und finde endlich meinen Rhythmus mit dem Cup-Fahrzeug – was für ein unglaublich Gefühl! Das Rennerlebnis in Spa-Francorchamps ist wirklich all den Aufwand, der für den Motorsport notwendig ist, Wert!
Foto von Dan Thilmany Photography.
Meine Rundenzeiten liegen deutlich schneller als meine Bestzeit am Vortag, aber noch nicht ganz so schnell wie die besten drei Fahrer in der ersten Rennstunde. Ich bin allerdings mehr als glücklich auf Anhieb im Rennen auf einem Niveau mit Henry fahren zu können, so macht es am meisten Spaß. Mit etwas mehr Erfahrung auf dem Cup-Fahrzeug bin ich optimistisch, dass ich noch einige Sekunden in diesem Jahr gewinnen kann. Schließlich fahre ich diese Saison um Spaß zu haben und vor allem auf- und abseits der Rennstrecke viel Neues dazuzulernen.
Foto von Dan Thilmany Photography.
Nach dem Boxenstopp rückten wir auf Position 5 vor. Mit einigen Sekunden Abstand sowohl auf die vierte Position als auch die Position hinter uns, hatte ich keine Möglichkeit mehr einen Zweikampf zu bestreiten, trotzdem freue ich mich riesig über den erfolgreichen Zielleinlauf mit der belgischen Flagge. Schließlich gewinne ich mit jeder Runde Erfahrung und Sicherheit und werde so Schritt-für-Schritt schneller und besser.
Foto von Max Bermel.
Durch die warmen Außentemperaturen wurde es äußerst heiß im Cockpit – hier wird immer wieder deutlich, wie wichtig ein gutes Fitnesslevel im Motorsport ist. Als ich aus dem Auto aussteige, umarme ich zu aller erst meinen Vater, der mich den ganzen Weg begleitet und immer unterstützt hat. Er scheint noch glücklicher als ich selbst zu sein – als Hockenheim-geborener Motorsport-Enthusiast ist es das Größte, seinen eigenen Sohn Rennen fahren sehen.
Zum Abschluss haben wir auch noch eine schnelle Drift-Runde mit unseren beiden DR!FT Racer von Sturmkind durch die Boxengasse gedreht – die Marshalls waren begeistert und die kleinen Flitzer haben die technische Abnahme bestanden. 😉
Ich hatte ein tolles und ereignisreiches Wochenende mit den Jungs vom DMV BMW 318ti Cup und habe fahrerisch viel Neues dazugelernt – es ist enorm wichtig, die Cup-Fahrzeuge sauber zu bewegen und immer auf Drehzahl zu halten, um möglichst viel Geschwindigkeit auf die langen Geraden in Spa-Francorchamps mitzunehmen.
Der Markenpokal hält wirklich, was er verspricht – Neulinge und erfahrene Piloten helfen sich gegenseitig, schneller zu werden und alle Fahrerteams kämpfen mit identischem Material. Das sorgt für faires, enges und vor allem preisgünstiges Racing mit hohem Spaßfaktor.
Neuigkeiten zu meiner weiteren Saisonplanung in diesem Jahr folgen in Kürze, also bleibt gespannt!
Bis dann,
#KEEPONRACING
ENGLISH VERSION
Finally the time came! To make my debut in the real motorsport world especially easy, I chose Spa-Francorchamps as the circuit for my very first race. The infamous “Eau Rouge” makes motorsport enthusiasts around the world stand in awe – so I wasn’t the only one getting really excited for the special event!
More specifically, I would start in the DMV BMW 318ti Cup, a so-called one-make cup series, in which not the full four hours are driven, but the race is waved off after two hours with the Belgian flag. Of course, the race is waved off with other flags on the other circuits throughout the season. 😀
The identical cup vehicles promise not only a cost-effective entry into motorsport, but in addition to that cose fights with many overtaking maneuvers. So I had an exciting weekend in front of me! It was completely new for me to be at a race weekend as a driver in the middle of the racing Action, instead of being in the paddock as a fan.
One day before the race event, I had the amazing opportunity to head out onto the track in a Mitjet with a 2.0-liter-Renault-engine during a track day. It is absolutely crazy to drive through the Eau Rouge for the first time with a 780 kilogram lightweight car without any driving aids, while an LMP3 rocket shoots past you.
However, it was necessary to drive carefully, get to know the racetrack from the cockpit view and not take any risks in the test.
The Mitjet is spectacular both in terms of looks as well as from a driving perspective and unfortunately the test session was over way too fast. I am looking forward to be behind the wheel of the Mitjet again the following week at the Hockenheimring.
The pit light for the test sessions is green. However, only two vehicles of the DMV BMW 318ti Cup are allowed on the track at the same time, so I got into the car later than planned and had to drive both half-hour test session back-to-back, simulating my full race distance.