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Die Vorfreude auf meine ersten Rennstrecken-Kilometer im BMW M240i Racing unseres Rennteams MKR-Engineering war riesig, denn für Jannik und mich, stand zunächst eine zweistündige Test-Session auf dem Programm, in der wir als Aufsteiger aus dem DMV BMW 318ti Cup uns zunächst mal mit unserem neuen Renngerät vertraut machen sollten.
Mit den kalten Reifen galt es insbesondere die ersten beiden Runden zu nutzen, um die Reifen auf Temperatur zu bringen und erste Erfahrungswerte mit Slicks zu sammeln, die wir in unserer ersten Saison im 318ti Cup aus Kostengründen nicht nutzen durften. Ich fühlte mich sofort super-wohl! Die Sitzposition war perfekt, der M240i Racing dröhnte tief durch meinen lärmdämmenden Helm und der drehfreudige Turbo nahm ohne Verzögerung Fahrt auf.
Die Rundenzeiten fielen schnell und auch der Verkehr war überschaubar. Ein Audi R8 LMS tauchte im Rückspiegel auf und zog in der Sachskurve innen an mir vorbei. Mir wurde wieder klar, wie sehr ich die Zeit auf der Rennstrecke über den Winter vermisst habe.
Jürgen – unser erfahrener Renningenieur – fragte mich über den Funk, ob alles in Ordnung ist. Logo! Ich fing an, etwas mehr zu pushen, noch später zu bremsen und dann war die kurze Test-Session auch schon wieder vorbei. Widerwillig, aber glücklich steuerte ich die Boxeneinfahrt an und übergab das Fahrzeug an Jannik.
Auch von außen sieht unser auf Emily getaufter M240i Racing schnell aus – definitiv ein Hingucker im Feld der DMV National Endurance Series 500 (NES 500).
Jannik war ebenfalls auf Anhieb schnell unterwegs, jedoch forderte das harte Bremsen von uns beiden, das im BMW 318ti Cup gängige Praxis und ich auch von meinem Wintertest in einem noch schnelleren Cayman GT4 in Portimao gewöhnt war, seinen Tribut. Mit dem sehr harten Bremsdruck und zu viel Bremsen im ABS-Regelbereich, brachten wir, ohne es zu beabsichtigen oder zu wissen, die Bremse an ihr Limit. Dazu kam dann nach intensiver Analyse von Team und Fahrer auch noch die Regelwirkung des DSC und so mussten wir nach der ersten Session, die Bremsscheiben erneuern. Dadurch konnten wir leider aufgrund der notwendigen Reparaturarbeiten und Ersatzteilbeschaffung am zweiten der Teil der Test-Session nicht mehr teilnehmen.
Doch MKR-Engineering hatte auch hierfür eine Lösung und so wurde für die letzte Test-Session der zweite BMW M240i Racing bereit gemacht und ich konnte noch einmal eine halbe Stunde fahren.
Dabei achtete ich insbesondere auf die Bremse, damit wir auch beim vierstündigen Rennen ohne Bremsenwechsel durchkommen würden. Ich versuchte auch nochmal mit dem rechten Fuß zu bremsen, verwarf das allerdings nach kurzer Zeit wieder, da mir das Links-Bremsen doch einfacher fällt und im BMW M240i Racing einwandfrei funktioniert. Wie wichtig es ist, Fehler einwandfrei und gründlich mit dem Team zu analysieren zeigte sich dann am Ende der letzten Test-Session, denn diesmal sah die Bremse nach meinem zweiten Einsatz top aus.
Am Nachmittag komplettierte dann auch unser dritter Fahrer Matthias Schrey unser Fahrertrio. Er erzielte 2018 mit dem von MKR-Engineering eingesetzten BMW M240i Racing auf Anhieb einen hervorragenden dritten Gesamtrang in der DMV NES 500 und sogar den zweiten Platz in der Klassenwertung. Auf Basis seines Erfolges von der letzten Saison konnte er uns viele Tipps geben, die uns den Einstieg erleichterten und zeigte uns zudem auch einige Tricks beispielsweise beim Bremsen.
Gemeinsam mit unserem Renningenieur Jürgen und unserem Teamchef Matthias Kräutlein, schauten wir uns dann noch die Daten an, um zu sehen, wo die ABS-Regelungen am stärksten waren, damit wir diese minimieren konnten. Dabei zeigte es sich, wie hilfreich es ist, auf den umfangreichen Erfahrungsschatz von Matthias zurückgreifen zu können, der bereits freiberuflich für so renommierte Kunden wie die Teams von Farnbacher Racing und das Porsche Mobil 1 Supercup Team Momo Megatron erfolgreich gearbeitet hat.
Für den ersten, offiziellen Test teilten Matthias und ich uns die Fahrzeit, sodass ich auch nochmal mit unserer schnellen „Emily“ und den neuen Bremsscheiben eine Handvoll Runden drehen konnte.
Um die DSC-Regelung am Kurvenausgang zu minimieren, hatten wir Fahrer und das Team uns am Vortag darauf geeinigt, das DSC auszuschalten, um nicht noch einmal Probleme mit den Bremsverschleiß zu bekommen, und in dem Langstreckenrennen einen Ausfall zu riskieren. Der Verzicht auf das DSC beim BMW M240i Racing brachte im Handling auf dem Hockenheimring keinerlei Nachteile. Das Grip-Level in schnellen Kurven blieb auch so sehr hoch und auf Zeitenjagd steckte das Fahrwerk auch den ein oder anderen Curb ohne Murren weg.
Am Renntag freute ich mich sehr, viele Freunde und Fans aus früheren und aktuellen Zeiten an der Rennstrecke bei meinem Heimrennen begrüßen zu dürfen.
Bereits am Vortag hatten wir uns Fahrer und das Team darauf geeinigt, dass ich am Samstagabend nochmals den Rennwagen mit den neuen Bremsen testen sollten, während Matthias und Jannik das halbstündigen Qualifying im Wechsel bestreiten sollten. Dabei konnten sowohl Matthias als auch Jannik ihre Zeiten aus ihren Trainings-Sessions noch einmal übertreffen, jedoch reichte das nur für den siebten Startplatz in unserer Klasse.
Die Sciroccos und der Cayman hatten und haben mit mehr Leistung und weniger Gewicht einen enormen Performance-Vorteil – insbesondere auf einer Strecke wie am Hockenheimring mit vielen langen Geraden. Nichtsdestotrotz, ist ein 4-Stunden-Rennen bei warmen Temperaturen lange und so war unsere Rennstrategie darauf ausgerichtet, den Abstand zu den Führenden nicht zu groß werden zu lassen und zu versuchen über unsere Zuverlässigkeit nach vorne zu kommen. Andererseits mussten wir selbst aber auch auf unsere Bremse aufpassen – es würde also ein spannendes Rennen werden.
Ich liebe den Moment kurz vor dem Start. Wenn wir in der Startaufstellung stehen, uns vorbereiten, den Helm aufsetzen und ins Auto steigen. Diesen Moment habe ich mir bereits als Simracer viele Jahre vorgestellt und gewünscht – umso mehr genieße ich jeden Moment an der realen Rennstrecke. Jannik übernahm die Startphase, daher war die Aufregung nicht ganz so stark, wie wenn ich selbst den Start fahre und ich kann die Atmosphäre am Vorstart umso mehr genießen.
Als die Startampel beim fliegenden Start auf Grün springt und das Feld zum ersten Mal in der Sachskurve an uns vorbeifliegt, ist Jannik schon mitten im Positionskampf. Aufgrund eines erneuten weiteren technischen Problems mit unserem DSC, musste Jannik viel mehr nach hinten verteidigen, als dass er nach vorne angreifen konnte.
Zudem war das Risiko nun sehr hoch, dass wir wieder Probleme mit der Bremse bekommen würden – es sah also nicht gut aus.
Ich machte mich schnell bereit, da wir einen frühen Stopp nach vierzig Minuten planten. Ich sprang ins Cockpit, während unser Teamchef Matthias noch einmal versuchte, das DSC auszuschalten. Leider wieder ohne Erfolg. Allerdings konnten wir dank guter Teamarbeit die vorgegebene Boxenstopp-Zeit von 3:40 Minuten perfekt einhalten und so startete ich optimal in mein erstes Rennen, meiner zweiten Saison als Rennfahrer.
Egal, wie aufgeregt oder nervös ich vor einem Rennen bin, sobald ich im Auto sitze und auf der Rennstrecke bin, ist volle Konzentration angesagt und es bleibt keine Zeit für einen anderen Gedanken. Da wir im letzten Jahr die langsamste Klasse im Feld waren, war und ist der Überrundungsverkehr als deutlich schnelleres Fahrzeug in diesem Jahr neu für mich.
Während wir im letzten Jahr immer in den Rückspiegel schauen mussten, geht es nun darum, möglichst ohne Zeitverlust und ohne Kontakt an den langsameren Fahrzeugen vorbeizukommen.
Das stellte sich jedoch als schwieriger heraus als erwartet. Die BMW 318ti Cup-Fahrzeuge zu überholen verlief reibungslos, mit viel Respekt und Vorsicht nahmen wir beide aufeinander Rücksicht und ich kam gut durch das Feld. Schwieriger wurde es, als ich auf einen E36 und den Mitjet aus einer anderen Klasse unter uns auflief.
Den Mitjet konnte ich soweit ohne Probleme hinter mir halten, der E36 war auf der Geraden etwas schneller, sodass er immer etwas davonziehen konnte. In der Kurve bremste er jedoch viel früher, sodass es zu dritt teilweise sehr eng wurde.
Nachdem ich dann am E36 vorbeikam und der Mitjet einen technischen Defekt hatte, fand ich meinen Rhythmus und konnte unsere Rennpace wie gewohnt fahren. Die Fights mit den NES 6-Fahrzeugen haben trotzdem superviel Spaß gemacht und waren eine wichtige Rennerfahrung für mich.
Ebenso wie die Erkenntnis, dass ich so schnell fahren konnte, dass wir nun die erhofft schnelle und ausgeglichene Fahrerpaarung haben, auf die unser Teamchef Matthias bei der Fahrerauswahl geachtet hat, um so eine Chance auf die Meisterschaft zu haben.
So übergab ich das Fahrzeug an Matthias und erkundigte mich bei Jürgen über den Zustand der Bremse nach meinem Stint – er meinte, dass die Bremse super aussieht und wir konnten Matthias mit gutem Gewissen weiter angreifen lassen.
Nach den Boxenstopps bereinigt und mit einer konstant schnellen Rennpace von allen drei Fahrern konnten wir über das Rennen hinweg vier Plätze gutmachen und überquerten auf dem fünften Platz in unserer Klasse die Ziellinie.
Als bester BMW M240i Racing und mit einer konstant schnellen Pace im Rennen, hatten wir leider wenig Chance gegen die Konkurrenz mit einem besseren Leistungsgewicht auf ein Podium. Nichtsdestotrotz hat mir mein erster Renneinsatz mit dem BMW M240i Racing unglaublich viel Spaß gemacht.
Aktuell gibt es Gespräche mit dem Veranstalter der Rennserie, der an einer Lösung für eine bessere Einordnung der BMW M240i Racing-Fahrzeuge arbeitet, sodass wir mit einer realistischen Podiumschance, in welcher Klasse auch immer, mitfahren können.
Davon hätten alle etwas, denn nur mit realistischen Chancen können wir Nachwuchsfahrer uns auch optimal entwickeln und an uns arbeiten. Dies würde die DMV NES 500 auch noch attraktiver für weitere BMW M240i Racing-Fahrzeuge machen. Es bleibt also spannend, wie es sich für uns bis zum nächsten Rennen in Oschersleben am 17.-18. Mai weiterentwickelt.
Bis dahin,
#KEEPONRACING
ENGLISH VERSION
With the cold tires in particular the first two laps had to be used to bring the tires up to temperature and to collect first experiences with slicks, which we were not allowed to use in our first season in the 318ti Cup due to cost reasons. I immediately felt super well! The seating position was perfect, the M240i Racing sounded deep through my noisy helmet and the revving turbo took off without delay.
Jürgen – our experienced race engineer – asked me through the radio, if everything is alright. Yup! I started to push a bit more, just to slow down again shortly after, since the short test session was already over. Reluctantly, but happily, I headed for the pit lane and handed the vehicle over to Jannik.
Until then,
#KEEPONRACING
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