PREVIEWS

F1 2020 – Preview: Wieviel Simulation steckt im neuen F1-Rennspiel?

Wir haben die Chance genutzt, unsere ersten Runden in der Preview-Version von F1 2020 zu drehen und dem kommenden Formel-1-Rennspiel unter die virtuelle Haube zu schauen. Im Interview mit Game Director Lee Mather wollten wir zudem herauszufinden, welche Neuerungen ihr erwarten dürft und was sich vor allem in Richtung Realismus des Rennspiels aus dem Hause Codemasters getan hat.

Dröhnende Motoren und jede Menge schwarzer Reifenabrieb – nachdem Fans der Königsklasse des Motorsports lange auf dramatische Fights und spektakuläre Überholmanöver verzichten mussten, nimmt der offizielle Rennkalender der Formel 1 nun endlich immer mehr Form an. Dabei können sich Formel-1-Fans auf einen fast zeitgleichen Start der realen Rennsaison wie auch den Release von F1 2020 Anfang Juli freuen.

F1 2020 in der „70 Jahre F1-Edition“ erscheint am 10. Juli 2020 für das PlayStation 4 (jetzt für 69,99 EUR vorbestellen*) , die Xbox One-Produktfamilie inklusiv der Xbox One X (jetzt für 69,99 EUR vorbestellen*), für Windows PC (jetzt für 59,99 EUR vorbestellen*) sowie Google Stadia. Käufer der „Schumacher-Deluxe-Edition“ (jetzt für PS4 oder Xbox vorbestellen*) erhalten zusätzliche Inhalte und drei Tage Vorabzugang.

Mit dem eigenen Rennteam zum Weltmeistertitel

Lee Mather und sein Entwicklerteam geben sich überzeugt. F1 2020 verspricht, der bis jetzt größte und innovativste Titel der Reihe zu werden. Mit dem Modus „Mein Team“ feiert die F1-Marke in F1 2020 tatsächlich eine Premiere. Der neue Spielmodus erlaubt es euch, euer eigenes F1-Team zu erstellen und als Fahrer-Manager á la moderner Jack Brabham wichtige Entscheidungen hinsichtlich Sponsoren, Motorlieferanten und Team-Kollegen zu treffen. 

Damit entwickelt der neue Modus eine ganz neue Dynamik und der Identifikationsgrad mit dem eigenen Team ist ungleich höher – schließlich wählt ihr euren Teamkollegen selbst aus und feiert gemeinsam als Rennteam Erfolge, statt nur für euch selbst Top-Platzierungen einzufahren. Mather erklärt uns, dass F1 2020 einen vollumfänglichen Fahrermarkt und In-Game Wirtschaftssystem hat, in dem es um Team-Budgets, Fahrerwünsche, Vertragsverhandlungen und Sponsorenziele geht. 

Als Fan des Mobile Games „Motorsport Manager“ freuen wir uns sehr auf diesen neuen Aspekt des Rennspiels. Nachwuchsfahrer können beispielsweise aus der Formel 2 – wie beispielsweise Mick Schumacher – rekrutiert und entwickelt werden, aber auch die vier Motorenhersteller sind real. Einzig die Sponsoren entsprechen keinen originalen Marken. Das Design eures Rennteams könnt ihr ganz individuell entwerfen und Fahrzeug-Designs, Helme und Rennanzüge nach eurem Geschmack gestalten. 

Motoren-Upgrades der Werkteams stehen nach Fertigstellung automatisch auch den Kundenteams zur Verfügung und durch eine sogenannte Rush-Mechanik bei der Entwicklung neuer Bauteile, kann zwar schneller aber dafür auch teurer mit einem höheren Ausfallrisiko behaftet.

Der Modus erstreckt sich über bis zu zehn Rennsaisons lässt euch die Wahl zwischen der vollen Saison mit 22 Rennen und kürzeren Optionen mit zehn oder 16 Rennen. Dabei entwickeln sich auch Freundschaften und Rivalitäten zwischen den Fahrern. Leider konnten wir diesen Spielmodus in der Preview-Version noch nicht anspielen. 

Einladendes Spielerlebnis für Rennspiel-Neulinge

Während wir auf einen Virtual-Reality- und Cross-Play-Modus weiterhin vergeblich warten müssen, feiert der Split-Screen-Modus für das gemeinsame Spielen mit euren Freunden oder Geschwistern wird in F1 2020 seine Rückkehr. Laut Mather war der Split-Screen-Modus technisch nicht ganz so einfach umzusetzen, da er die Leistungsfähigkeit der aktuellen Konsolengeneration stark fordert – was zur Folge hat, dass ihr nur in einzelnen Grand Prix und nur zu zweit gegeneinander antreten könnt, immerhin aber dann gegen das komplette Fahrerfeld. 

Insgesamt hat F1 2020 mit dem neuen Casual- oder auch Einsteiger-Modus einen großen Schritt in Richtung Zugänglichkeit für Rennspiel- und Formel-1-Neulinge getan. Fahrhilfen, wie eine Brems- und Lenkhilfe macht es Einsteigern oder Spielern ohne viel Simulations-Erfahrung leichter, die ersten Meter in einem neuen Rennspiel zu meistern. Auch ein Ausflug ins virtuelle Kies oder auf den Grasteppich endet nicht so dramatisch wie im regulären Modus. Dies könnte einer neuen und jüngeren Zielgruppe den Einstieg in die Welt der Rennspiele vereinfachen, was eine tolle Sache für die ganze Community ist. 

Wieviel Rennsimulation steckt also wirklich in F1 2020? 

Hardcore-Simulations-Enthusiasten werden sich aber zurecht fragen, wie F1 2020 dann den Spagat zwischen Casual-Gaming und Rennsimulation schaffen soll. F1 2020 ist nach wie vor noch keine vollumfängliche Rennsimulation, denn sowohl den Fahrzeugen als auch den Rennstrecken fehlt noch der nötige Detail- und Präzisionsgrad im Physikmodell. Dies ist natürlich auch vergleichbar schwerer als in anderen Rennsimulationen umzusetzen, denn die Formel-1-Teams lassen sich wenig bis gar nicht in die Homologationspapiere schauen. Auch diese große Bandbreite an Zielgruppen – vom Rennspiel-Neuling zum Profi-Simracer und E-Sports-Experten – in einem einzigen Physikmodell abzudecken, stellen wir uns ungemein schwierig vor.

Die Leistungsdaten der Fahrzeuge zum Zeitpunkt der Veröffentlichung im Juli beruhen in diesem Jahr auf den Daten der Winter-Test in Barcelona und dem bis dato gültigen Performance-Rating der FIA. Mather stellte ein Performance-Update nach Saisonstart bereits in Aussicht.  

Mit dem überarbeiteten Kurs in Zandvoort und dem eigentlich geplanten Neuzugang im F1-Kalender hat F1 2020 seine erste lasergescannte Rennstrecke im Kurs-Portfolio. Der schnelle und charaktervolle Kurs in den niederländischen Dünen geht auf und ab und es macht irre viel Spaß dort seine Runden – in unserem Fall ohne jegliche Fahrhilfen – zu drehen. Einzigartig ist auch die neue Steilkurve kurz vor Start-Ziel. Da hat sich die Entwicklungszeit von mehr als einem Jahr nur für die Rennstrecke gelohnt und wir würden uns über noch mehr Rennstrecken als Laserscan freuen. 

Im Vergleich zur Fahrphysik des Vorgängers F1 2019 fällt insbesondere das neue Reifenmodell auf. Seit diesem Jahr werden Reifendruck und -temperatur simuliert, was sich wiederum auf das Grip-Level und den Verschleiß auswirkt. Dies hat zur Folge, dass ihr viel später und aggressiver in Kurve reinbremsen könnt, sofern das ABS nicht blockiert, und auch eure Kurvengeschwindigkeiten in der Mitte der Kurve höher sind und das Fahrzeug nicht mehr in der Kurvenmitte wie im Vorgänger an Grip verliert. Die Formel 2-Fahrzeuge fahren sich sogar noch etwas schwieriger, da sie dazu neigen mit der Hinterachse auszubrechen. 

Manchmal ist einfacher sogar realistischer

Profitieren wird das Codemasters-Entwicklerteam sicherlich auch von dem Feedback der F1-Profi-Piloten, die sich in diesem Jahr so viel wie noch nie zuvor mit dem F1-Rennspiel beschäftigen konnten. Ein Feedback von Lando Norris wurde bereits im kommenden Titel berücksichtigt. Das Energierückgewinnungssystem ERS wurde von fünf auf drei Stufen vereinfacht und entspricht so dem tatsächlichen Einsatz in der Formel 1.

Zudem könnt ihr eine Multifunktionsanzeige nutzen, um euch alle relevanten Daten und Infos zum Fahrzeug und zur Rennstrategie anzeigen zu lassen. Sogar die Spriteinflussmenge oder die Batterieleistung des ERS können angepasst werden, um kurzzeitig mehr Leistung aus eurem Fahrzeug heraus zu kitzeln. Dabei kommuniziert ihr realitätsgetreu mit eurem Ingenieur an der Box – immer ein cooles Feature wie wir finden. 

Die vielen Einstellmöglichkeiten wecken schnell den Fahrer-Ehrgeiz und man ertappt sich dabei, wie man mit jeder Runde etwas dazulernt, die maximale Streckenbreite nutzt und das Setup für die jeweilige Rennstrecke optimiert. Das ist auch notwendig, denn die KI-Gegner verteidigen härter ihre Positionen und es wird um jeden Platz gerungen. Je nach Schwierigkeitsgrad könnt ihr also nicht mehr ganz so einfach durch’s Feld pflügen.

Ein Manko hin Bezug auf die Cockpitperspektive gibt es allerdings für Simulator-Fans und Lenkradbesitzer noch. In Rennsimulationen wie iRacing und Assetto Corsa Competizione passen wir die Sicht so an, dass sie möglichst fließend und realistisch mit unserem Monitor, Wheel Base und Lenkrad wirkt. Das bedeutet, dass wir Lenkrad und Hände auf unsichtbar schalten, da es sonst mehr irritiert als dem Realismus beiträgt. Eine wichtige Kleinigkeit, die Codemasters in einem Update nachbessern könnte. 

Unser Fazit

Insgesamt liefert die Preview-Version von F1 2020 einen vielversprechenden Vorgeschmack auf das kommende Formel-1-Rennspiel und bietet ein authentisches Rennerlebnis für sowohl Neulinge als auch Rennspiel-Enthusiasten. In kleinen Schritten, wie dem neuen Reifenmodell und dem ersten Kurs als Laserscan, nähert sich Codemasters mit F1 2020 einem höheren Simulationslevel an und profitiert von dem Feedback der Profi-Rennfahrer. Wir sind gespannt, wie das vollumfängliche Spielerlebnis bei Release sein wird und wie sich die Rennspiel-Reihe auch im kommenden Jahr weiterentwickeln wird. 

Für die richtige Formel 1-Lenkradausstattung im heimischen Wohnzimmer könnt ihr gerne auch auf der Webseite von Fanatec* nach passenden Produkten schauen.

(*) Affiliate-Links haben wir mit einem Sternchen gekennzeichnet. Wir erhalten für einen Kauf über unseren Link eine kleine Provision und können so die kostenlos nutzbare Webseite teilweise mit diesen Einnahmen finanzieren. Für den User entstehen hierbei keine Kosten.

%d